Ich studiere seid 3,5 Jahren Theologie auf Pfarramt. Das Studium in Deutschland ist sehr theoretisch, man hat außer einem 4 wöchigen Praktikum während des Grund- und Hauptstudium fast keinen praktischen -höchstens Praxis bezogenen - Unterricht. In meinem Grundstudium, dass ich diesem September abgeschlossen habe, lernte ich drei Sprachen, Latein, Hebraeisch und Griechisch. Außerdem hatte ich verschiedene Vorlesungen und Seminare in all den Unterschiedlichen Bereichen der Theologie. Wie ich bereits erwähnte, hatte ich abgesehen von den 4 Wochen Praktikum keinen weiteren direkt praktischen Unterricht.
Normalerweise wechselt ein Theologiestudent nach dem Grundstudium die Universität und studiert weitere 4-6 Semester im Hauptstudium. Erst nach dem ersten Theologischen Examen fängt man an wirklich praktische Erfahrungen zu sammeln. Dann beginnt die zwei-jährige Vikariatszeit, die vergleichbar ist mit einem Refrendariat im Lehramt. Erst nach dem zweiten Examen, nach dem Vikariat, wird man ordiniert und ist dann ausgebildeter Pastor, oder in meinem Fall, Pastorin ;)
Ich bin in einer katholischen Gemeinde aufgewachsen
und erst seit ein paar Jahren Mitglied einer evangelischen Gemeinde. Obwohl ich, neben dem 4 woechigen Praktikum während des Studiums, noch freiwillig ein drei wöchiges Orientierungspraktikum in
einer Gemeinde gemacht habe, ist es mir in der Zeit meines bisherigen Studiums ein großes Anliegen
geworden, das praktische Gemeindeleben in einem größeren und ganzheitlicheren
Überblick mitzuerleben und tiefere Erfahrungen mit Blick auf das gesamte Gemeindeleben zu machen.
Außerdem bin ich generell ein praxisbezogener Mensch, wodurch es mir wichtig
ist, auf der Grundlage des bisher gelernten, theoretischen Wissens, die Praxis
zu erfahren. Aus diesen praktischen Erfahrungen heraus mit den neuen
Perspektiven und Schwerpunkten möchte ich dann in das Hauptstudium gehen. Das ist ein Grund dafür, warum ich diese Zeit der Praxis jetzt zwischen Grund- und
Hauptstudium für mich wichtig finde und nicht bis zum Vikariat darauf warten
möchte.
Abgesehen von den positiven Lernerfahrungen, die
ich mir durch die Zeit hier in Highland erhoffe und dem Vorteil, dass ich die Sprache sehr gut lernen werde, möchte ich
mein Engagement in die Gemeinde einbringen. In diesem Zusammenhang
ist mir das Thema, meinen Platz finden und anderen Menschen helfen, ihren Platz
zu finden, besonders wichtig. Allerdings interessiert mich außerdem noch, Gemeinschaft
im Glauben auf die unterschiedlichsten Weisen mitzuerleben und zu betrachten,
wie die Menschen damit umgehen. Ich möchte Glauben leben und wachsen sehen,
teilhaben und mitarbeiten; außerdem das Leben der Menschen in der Gemeinde und
die Einbettung der Gemeinde in ihr Umfeld und ihre Stadt erfahren. Ich wusste schon seit längerer Zeit, dass ich dieses Jahr der Praxis machen wollte und habe mir viele Gedanken gemacht, wo ich hingehen möchte und wie diese Zeit aussehen soll. Nach vielen Überlegungen und Gesprächen, hatte ich das Glück auf Frau Elga Zachau zu stoßen. Elga Zachau arbeitet innerhalb der Westfälischen Landeskirche im Bereich Ökumene und kümmert sich außerdem um Freiwilligendienste in verschiedenen Bereichen und Staaten. Als ich mit ihr über meine Vorstellungen und Wünsche sprach, erzählte sie mir, dass sie selbst eine längere Zeit in den USA verbracht hat und dass sie sogar ihren Doktor über die Kirchengemeinschaft der evangelischen Kirche und der UCC (United Church of Christ) geschrieben hat. Durch dieses Gespräch und viele weitere Gespräche entstand dann in Zusammenarbeit mir der Westfaelischen Landeskirche und der UCC, die eine sehr gute Partnerschaft pflegen, ein Plan für dieses Jahr.
Ich suchte nach einer vielseitigen und offenen Gemeinde, in der sich Jung und
Alt, Tradition und Moderne trifft und etwas Neues daraus macht. Eine Gemeinde,
die lebendig ist und Veränderung mit offenen Armen, aber auch kritischer
Hinterfragung empfängt. Einer der Vorsitzenden der UCC, John Vertigan, suchte für mich eine Gemeinde und fand schließlich die Immanuel UCC in Highland Indiana. Nach vielen weiteren Gesprächen über verschiedene Ditails bin ich jetzt für 11 Monate in Highland und hoffe, dass die Gemeinde und auch ich eine gesegnete und wunderbare Zeit zusammen erleben werden, die Neues schafft, Altes belebt und aus der wir viel lernen können.
Ich werde euch auf dem Laufenden halten... ;)
Ich werde euch auf dem Laufenden halten... ;)